Die schwarze Spinne (Jeremias Gotthelf 1842).

Die Erzählung beginnt mit einer Tauffeier auf einem Bauernhof. Einigen Gästen fällt auf, dass am Neubau ein alter, schwarzer Fensterpfosten mit eingebaut worden ist. Der Großvater erzählt, was es mit dem Pfosten auf sich hat.
Die ganze Landschaft habe unter hartem Frondienst gelitten. Eines Tages sei der Teufel in Gestalt eines Jägers gekommen und habe seine Hilfe angeboten. Der Preis sei aber ein ungetauftes Kind. Die Bäuerin Christine ging den Pakt ein. Zur Besiegelung erhielt sie einen Kuss auf die Wange.

Als das Kind geboren wurde, rettete der Pfarrer es, indem er es sofort nach der Geburt taufte. Christine spürte danach auf ihrer Wange einen brennenden Schmerz: dort, wohin der wilde Jäger sie geküsst hatte, entstand ein schwarzer Fleck, der anschwoll und zu einer schwarzen Spinne wurde.

Nachdem auch das nächste neugeborene Kind getauft worden war, brach ein Unwetter aus und viele kleine Spinnen schlüpften aus dem aufplatzenden Mal in Christines Gesicht. Im Dorf verbreitete sich das Unheil und das Vieh starb in den Ställen. So erinnerte der Teufel an die Erfüllung des Vertrages.
Endlich sollte das nächste noch ungetaufte Neugeborene geopfert werden. Dessen Mutter jedoch hatte einen Holzbalken mit tiefem Loch und einen Zapfen dazu vorbereitet. Eines Nachts kam die Spinne. Todesmutig ergriff die Mutter das Unwesen, stopfte es in das Loch und verschloss es sicher mit dem Zapfen.
In den folgenden Jahren lebten die Menschen im Tal gottesfürchtig. Der Schrecken saß ihnen lange in den Gliedern. Doch mit der Zeit glaubte keiner mehr so recht an die Erzählung mit dem Zapfen und der Spinne im Loch. Rufe wurden laut, den Pfropfen doch einfach rauszuschlagen, man werde schon sehen … !

Ein verkommener Knecht schließlich ging unter Gegröle Neugieriger ans Werk und zog mit Bohrer und Eisen den Zapfen heraus. Ein Blutstrom ergoss sich und spülte die Spinne heraus. Das große Sterben begann auf’s Neue. Letztlich wurde die Spinne eingefangen und wieder im Balken weggesperrt. „Als der Hof neu gebaut wurde, fügte ich den alten Fensterbalken mit dem Pfropfen mit ein“, sagte der Großvater …

Euch allen Gottes Segen.
Klaus und Ruth Schonhardt